Neue Routen durch den Kiez – mehr Umweg, mehr Stau, weniger Sicherheit

Die neuen Verkehrsführungen (grün) leiten Autofahrende großräumig um das Wohnviertel herum. Was als Maßnahme zur Verkehrsberuhigung verkauft wird, bringt im Alltag vor allem eines: erhebliche Nachteile für viele Menschen im Kiez.

Die Wege, die früher kurz und direkt waren, werden nun zu zeitintensiven Umfahrungen. Anwohnende, Handwerker, Pflegekräfte oder Lieferdienste müssen weite Schleifen fahren, um selbst einfache Ziele wie Kita, Supermarkt oder Arztpraxis zu erreichen. Für ältere Menschen oder Familien mit Kindern wird die tägliche Mobilität unnötig erschwert.

Besonders problematisch ist die Verlagerung des Verkehrs auf die ohnehin stark frequentierten Hauptstraßen am Rand des Kiezes. Hier staut es sich jetzt noch häufiger – vor allem zu den Stoßzeiten am Morgen und Abend. Die Zahl der Fahrzeuge steigt, ebenso wie der Lärm und die Abgasbelastung für Anwohnende entlang dieser Achsen.

Hinzu kommt: Viele der neuen Abbiegemöglichkeiten führen an ungesicherten Kreuzungen vorbei – ohne Ampeln oder klar erkennbare Abbiegephasen. Gerade das Linksabbiegen in den dichten Fließverkehr wird so zum Risiko. Wer nicht schnell beschleunigt, wird bedrängt oder übersehen. Ältere Menschen, weniger geübte FahrerInnen, Menschen mit körperlichen Einschränkungen und Kinder sind dadurch besonders gefährdet.

Die neuen Regelungen sperren zudem zahlreiche Querstraßen und sorgen für eine kleinteilige Verkehrsstruktur, die spontane Erledigungen oder nachbarschaftliche Besuche erschwert. Was vorher in wenigen Minuten erledigt war, kostet nun Zeit, Nerven – und im Zweifel auch Geld.

Statt den Verkehr intelligent zu lenken, wird er schlicht umgelenkt. Das führt nicht nur zu mehr Stau und mehr Belastung an anderer Stelle, sondern auch zu einem Verlust an Lebensqualität. Vor allem für diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind, wird der Alltag im Kiez komplizierter und unsicherer.

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